Freenet: DSL-Ausgliederung entfacht Übernahmepoker

United Internet und Versatel als Neueigentümer im Gespräch

Hamburg/Montabaur/Düsseldorf (pte/03.03.2008/12:30) - Der deutsche Telekommunikationsanbieter Freenet http://www.freenet.de will sein DSL- und Portalgeschäft in zwei Tochtergesellschaften auslagern. Damit treibt der Konzern den Verkauf der rund 1,3 Mio. Kunden umfassenden DSL-Sparte voran und reagiert auf das wenig erfreuliche Geschäftsjahr 2007, so Insider. In der Freenet-Bilanz dominiert ein herber Gewinneinbruch, wobei das Ergebnis von 257 Mio. Euro (2006) auf 16,5 Mio. Euro zurückging. Grund für diese Misere waren vor allem negative Steuereffekte, heißt es. Medienberichten zufolge habe es über die noch zu gründende Tochter-Lösung bereits schon im Februar erste Gespräche mit Interessenten gegeben. Zudem kündigte Freenet-Chef Eckhard Spoerr an, den Konzern neu zu strukturieren. Analysten gehen nach wie vor davon aus, dass Branchengigant United Internet http://www.united-internet.de als Käufer in Betracht kommen könnte.

"Nachdem Freenet gestern, Sonntagabend, mitgeteilt hat, dass Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen haben, das DSL-Geschäft in eine eigene Tochter auszugliedern, ist nun nichts mehr sicher was mögliche Übernahmen durch Wettbewerber angeht. Dass sich Marktplayer United Internet aufgrund der geänderten Struktur nun mit seinem Angebot beeilen muss, liegt auf der Hand. Wenn man jetzt noch länger wartet, kann nicht mehr garantiert werden, dass ein anderes Unternehmen zum Zug kommt", sagt Commerzbank-Analystin Heike Pauls im Gespräch mit pressetext. Trotz des sinkenden Ergebnisses für 2007 legte der Vorsteuergewinn von Freenet von 117,6 für 2006 auf 163,7 Mio. Euro zu. Analysten waren für das abgelaufene Geschäftsjahr von im Schnitt 161 Mio. Euro ausgegangen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte ebenfalls um 72 Prozent auf 252,8 Mio. Euro.

Branchenbeobachter weisen darauf hin, dass wegen des geänderten Verrechnungsmodells mit der Deutschen Telekom http://www.deutsche-telekom.de die Zahlen nur eingeschränkt mit dem Vorjahr verglichen werden können. Der Freenet-Umsatz hingegen war rückläufig und sank um neun Prozent auf 1,86 Mrd. Euro. Die Begründung, dass sich die "Verrechnungen von Kundenakquisitionen" geändert haben, führte laut Freenet zwar zu geringeren Umsätzen, aber gleichzeitig auch zu steigenden EBITDA-Ergebnissen. Die Umstrukturierungspläne Spoerrs nähren die Spekulationen um einen Verkauf an United Internet. Bereits 2007 hatte sich Deutschlands zweitgrößter DSL-Anbieter nach der Deutschen Telekom um eine Übernahme bemüht (pressetext berichtete: https://www.pressetext.at/pte.mc?pte=080226040 ). Zwar beteiligte sich United Internet in Form einer Holding mit dem Mobilfunkprovider Drillisch http://www.drillisch.de an Freenet, unterließ dann aber weitere Schritte. Pauls sieht das Interesse von United Internet vorrangig im DSL-Geschäft Freenets, während Drillisch auf den Mobilfunkbereich aus sein dürfte. Vor dem Hintergrund der DSL-Ausgliederungen hat sich nun auch der Netzbetreiber Versatel http://www.versatel.de ins Übernahmeroulette gebracht. "Eine Akquisition von Freenet wäre für den ehemaligen Regionalcarrier zwar eine theoretische Option, dennoch ist der Preisdruck auf dem deutschen DSL-Markt hoch, was das organische Wachstum hemmt. Versatel kann seinen Anspruch zwar bekunden, dennoch ist das Unternehmen hoch verschuldet. Eine kurzfristige Finanzierung wäre im Falle einer Übernahme von Freenet nötig und ich habe da gegenwärtig meine Zweifel, ob Großaktionäre zu Hilfe kommen würden", meint Pauls abschließend gegenüber pressetext.

(Quelle: pte