EA-Chef: "Videospiele sind zu langweilig"

Casual Games lautet die neue Zauberformel

Der Chef des weltgrößten Videospielherstellers Electronic Arts (EA) http://www.ea.com John Riccitiello sieht seine Branche in der Sackgasse. "Wir langweilen die Leute zu Tode und machen Spiele, die immer schwieriger zu spielen sind", sagt Riccitiello dem Wall Street Journal im Vorfeld der Branchenmesse E3, die morgen, Dienstag, in Los Angeles beginnt. Damit spricht der neue Vorstandsvorsitzende der EA aus, was Analysten bereits seit einiger Zeit kritisieren. "EA reagiert nun öffentlich auf den Trend, neue Zielgruppen mit Casual Games zu erschließen, die ältere Spieler, Frauen und Familien ansprechen", sagt Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverbands für interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) http://www.biu-online.de , gegenüber pressetext.

Laut Riccitiello mangelt es der Industrie an Innovationen. Die bisherige Zauberformel für den Erfolg auf dem Videospielmarkt und klingelnde Kassen war die Aneinanderreihung von Sequels. Dies sei nach wie vor eine gute Strategie, jedoch nur, wenn die Fortsetzungen originell sind. Als vorbildliche Beispiele für neue Ansätze nennt Riccitiello etwa Activisions "Guitar Hero"-Serie, Vivendis "World of Warcraft" sowie ein Musik-Videospiel von MTV mit dem Titel "Rock Band". Aber das sei noch zu wenig.

Die meisten Spiele unterschieden sich kaum von denen des vergangenen und vorvergangenen Jahres, so Riccitiello, der zuvor bereits als Manager bei EA tätig war. Wolters betont, dass einfache Spiele mit einer einfachen Benutzeroberfläche immer stärker im Trend liegen. "Rätselspiele, Gehirnjogging, Kartenspiele, Sudoku - einfach Nischenprodukte, die so einfach sind, dass sie von der Industrie bislang wenig beachtet wurden ", so Wolters.

EAs Umsatz stieg im abgeschlossenen Geschäftsjahr (März 2007) im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 3,09 Mrd. Dollar. Gleichzeitig stürzte der Reingewinn um 68 Prozent auf 76 Mio. Dollar ab. Der Marktführer leidet unter dem Abwärtstrend stärker als der Mitbewerb, darunter Sony, Nintendo und Microsoft. Die Videospiel-Industrie ist insgesamt 30 Mrd. Dollar schwer.

(Quelle: pte