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Donnerstag, 14. Juni 2007

Forscher entwickeln Handynetz auf Rädern

Mobiles Netzwerk für Verkehrsinfos und Notfälle

Längst haben Computer die Fahrerkabinen moderner Autos erobert. In Kürze wollen Pkw-Hersteller auch WLAN-Funktionen in die Wagen einbauen. Die US-Wissenschaftler Mario Gerla und Giovanni Pau von der UCLA Henry Samueli School of Engineering and Applied Services http://www.engineer.ucla.edu planen nun sogar, Autos in eine Art Mobilfunknetz auf Rädern zu verwandeln, wie Cellular News berichtet. "In vielen Autos sind Computer installiert und WLAN-Fähigkeit könnte bald folgen. Die Einrichtung eines Mobilfunknetzes wäre also durch eine relativ kostengünstige Aufrüstung mit Sensoren auf dem Dach und den Stoßstangen sowie der Konfiguration des Bordcomputers möglich", sagt Gerla.

Autos und Netzwerke sollen nach den Grundsätzen einer drahtlosen Ad-hoc-Netzwerk-Plattform (MANet) konfiguriert werden. Mithilfe der MANet-Technologie können Autos in einem Abstand von 100 bis 300 Metern miteinander verbunden werden und so Stück für Stück ein Netzwerk mit einer großen Reichweite aufbauen. Während normalerweise ein Mobilfunkmast oder ein stationäres System benutzt werden muss, um in ein Handynetz oder ins Internet zu gelangen, wird dies mit dem Aufbau des Autonetzwerks umgangen. Zugang zum Festnetzinternet kann nach den Vorstellungen der Forscher dann indirekt über jedes andere am Netz beteiligte Fahrzeug erlangt werden.

"Um das Netzwerk zwischen den mit Sensorgeräten ausgestatteten Fahrzeugen herzustellen, nutzen wir Standard-Funk-Protokolle wie Digital Short Range Communication gemeinsam mit WLAN-Technologie", erklärt Pau. Diese Geräte könnten sicherheitsrelevante Informationen oder komplexe Multimediadaten wie Videos sammeln. "Der wichtigste Aspekt dieses Netzwerks ist, dass es keine Probleme mit Speicher, Prozessoren und Stromengpässen gibt wie in traditionellen Sensor-Netzwerken", betont Pau. Das Netz beruhe allein auf den Ressourcen des Autos selbst sowie denen der angeschlossenen Fahrzeuge.

Die Wissenschaftler erhoffen sich durch den breiten Einsatz des Auto-Handynetzes mehr Sicherheit und Komfort im täglichen Autoverkehr, gerade im Hinblick auf die überfüllten kalifornischen Highways. Die Fahrer sollen außerdem Informationen über drohende Gefahren in ihrer Nähe erhalten, etwa über einen Waldbrand. Im Terrorfall könnte das System Fluchtwege auflisten. Nicht zuletzt soll das Netz die Kommunikation zwischen Rettungskräften ermöglichen, wenn die herkömmliche Funk- oder Mobilfunktechnik ausgefallen ist - wie nach dem Hurrikan Katrina oder den Anschlägen vom 11. September. Einsatz wird das Netz zuerst im Notfallbereich etwa in Polizei- oder Rettungswagen finden.

In Europa beschäftigt sich das Car2Car Communication Consortium http://www.car-to-car.org mit der Fahrzeug-Fahrzeug- sowie der Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation. Das Konsortium hat sich die Standardisierung der Technologie auf Basis des WLAN-Standards 802.11p zum Ziel gesetzt und will in den kommenden fünf bis zehn Jahren hier marktreife Produkte ermöglichen. "Anders als bei derzeitigen Verkehrsinfos, die erst mit Verzögerungen beim Fahrer eintreffen, entsteht durch die spontane Vernetzung von Fahrzeugen ein Sicherheitsgewinn", erklärt Car2Car-General-Manager Rudolf Mietzner im pressetext-Gespräch den Vorteil der Technologie. Sollte etwa ein Fahrzeug auf eine Ölspur oder Glatteis stoßen, werden die Infos ausgewertet und umgehend an andere Verkehrsteilnehmer weitergeleitet. "Die Vernetzung ermöglicht darüber hinaus, dass sehr schnell Ausweichstrecken angegeben werden. So könnten sich Staus bereits im Vorfeld vermeiden lassen", sagt Mietzner.

(Quelle: pte



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