VoIP: Telekomriesen droht Abstellgleis

Zwei Drittel der deutschen KMU an Internettelefonie interessiert

Die traditionellen Telekomkonzerne müssen im Kampf um die Vorherrschaft auf dem VoIP-Markt schnell handeln, um preiswerte Internet-Anbieter und andere neuartige Provider daran zu hindern, den deutschen VoIP-Markt zu dominieren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die vom VoIP-Spezialisten Broadsoft http://www.broadsoft.com in Auftrag gegeben wurde. Demnach sind knapp zwei Drittel der deutschen KMU an VoIP interessiert. Ein Drittel der Befragten sieht die traditionellen Telekomkonzerne als wichtigste Anbieter für geschäftlich genutzte VoIP-Anwendungen.

Laut der Studie führen die traditionellen Anbieter derzeit den deutschen VoIP-Markt für KMU an. Grund zur Besorgnis gibt allerdings eine US-Studie aus dem Jahr 2005. Von einer ähnlichen Ausgangsposition aus verloren dort die traditionellen Telekomkonzerne seither massiv an Marktanteilen, während Provider wie Vonage und Skype, die ausschließlich VoIP-Dienste anbieten, dank aggressiver Marketing-Kampagnen die Führung übernommen haben. "In den vergangenen 18 Monaten erlebten wir, dass die etablierten Telekom-Provider in den USA zögerten oder eine Reihe falscher Schritte unternahmen, die neuen Anbietern wie Vonage die Chance boten, ihnen die Marktdominanz streitig zu machen", erklärt John Macario, President von Savatar Consulting, dass die Studie durchgeführt hat.

Nun gelte es für die deutschen Telekom-Betreiber, die Fehler der US-Konkurrenz nicht zu wiederholen, um die aktuelle Marktdominanz nicht aufs Spiel zu setzen. Die traditionellen Anbieter müssten ihre IP-Produkte aktiv fördern und bewerben, wenn sie die potenziellen Kunden aus dem KMU-Bereich nicht an die wachsende Zahl neuartiger Provider verlieren wollen. "Bei den herkömmlichen Telekom-Betreibern herrscht allerdings eine verständliche Zurückhaltung für VoIP-Produkte zu werben, denn VoIP führt zu einer Erosion der Gewinnspannen", erklärt Craig Decker, Head of EMEA Sales von Broadsoft, den Grund für das Zögern der Telekom-Riesen.

Dabei bietet der deutsche VoIP-Markt laut Studie im Europavergleich großes Potenzial. Während in Deutschland 70 Prozent der KMU interessiert oder sehr interessiert an VoIP-Diensten sind, zeigen in Europa insgesamt 64 Prozent der KMU kein oder nur geringes Interesse. Allerdings betrachtet die überwiegende Mehrheit der deutschen Unternehmen VoIP hauptsächlich als Weg, um billig zu telefonieren. Nur 15 Prozent sehen VoIP in erster Linie als Mittel an, fortschrittliche Sprachfunktionen zu beziehen, die klassische Telefonanlagen am Firmenstandort ersetzen könnten. Für die Studie hat Savatar 410 europäische KMU in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden zu ihren Einschätzungen und Erfahrungen mit geschäftlich genutztem VoIP befragt.

(Quelle: pte