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Dienstag, 23. Januar 2007

Kopierschutz vor dem Fall

Musikindustrie kapituliert vor der Macht des Internets

Die großen Musiklabels ziehen inoffiziell die Abschaffung des Kopierschutzes bei Musikdownloads in Erwägung. Bei der internationalen Musikmesse Midem http://www.midem.com , die diese Woche in Cannes stattfindet, kündigten die Chefs mehrerer Technologie-Unternehmen an, dass mindestens einer der vier großen Musikverlage den Kopierschutz auf Musikdownloads abschaffen werde, berichtet die New York Times. Ein Branchenexperte glaubt, dass sich dies schon innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre durchsetzen könnte. Anstoß für das Umdenken unter den mächtigen Musikindustriellen ist die anhaltende Krise in der Musikwelt, zum Teil verursacht durch die Musikpiraterie im Internet.

Ob die Abschaffung von DRMs die Musikindustrie kurieren wird, bezweifelt Stefan Herwig, Chef des deutschen Electro-Indie-Labels Dependent http://www.dependent.de . "Ich glaube nicht, dass sich die Situation am Musikmarkt verbessern wird, wenn der Kopierschutz fällt", sagt Herwig im pressetext-Gespräch. Das Problem sei seiner Ansicht nach nicht in erster Linie DRM. "Der digitale Musikmarkt läuft in den USA und Großbritannien besser als in Deutschland. Das liegt daran, dass wir keine Kreditkartenkultur haben und die Leute hier ihre Musik woanders herbekommen", so Herwig. Weitere Ursachen für den krankenden Musikmarkt ortet er im nach wie vor starken illegalen Markt mit Musikdownloads sowie einem Urheberrecht, das derzeit keinen tauglichen Schutz im Internet bietet.

Sollten sich die großen Musiklabels wie EMI, Sony, BMG oder Warner dem MP3-Format tatsächlich öffnen, käme dies einer Kapitulation vor der Macht des Internets gleich. Die Verkäufe von legalen Musikdownloads verlangsamten sich im vergangenen Jahr und sind damit weit entfernt davon, die Einbrüche bei den physischen Verkäufen zu kompensieren. Bislang haben sich die Großen in der Branche dagegen gewehrt, Musiktitel im MP3-Format im großen Stil anzubieten. Kleinere Indie-Labels verkaufen hingegen seit Längerem Musikdownloads im MP3-Format, die per E-Mail verschickt, auf Computer, MP3-Player kopiert und auf CDs gebrannt werden können. Sie sehen darin ein Marketing-Instrument, das langfristig für Verkäufe sorgt.

Brancheninsider warnen, dass ein Umstieg auf MP3 unvermeidlich werde. Vor allem die Konsumenten sind verärgert, wenn digitale Musikdownloads nicht auf anderen Medien abspielbar sind. "Interoperabilität ist schon lange Zeit eine Forderung des IFPI", betont Franz Medwenitsch, Geschäftsführer des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft, gegenüber pressetext. Es sei wichtig für das Wachstum des digitalen Marktes, sagte er weiter. EMI hat bereits einige Versuche gewagt, den Kopierschutz zu lockern. Vergangene Woche hat EMI einen Deal mit Baidu http://www.baido.com , der größten chinesischen Website, bekannt gegeben, bei dem kostenlose Musik-Streams angeboten werden sollen. Außerdem arbeiten beide zusammen an der Entwicklung an einem werbefinanzierten Musikservice.

(Quelle: pte



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