Vodafone prüft milliardenschweren Sprung nach Indien

Aufsichtsrat berät über Offerte für viertgrößten Provider Hutchison Essar

Vodafone, der nach Umsatz gerechnet größte Mobilfunkprovider der Welt, plant den Sprung auf den rasant wachsenden indischen Mobilfunkmarkt. Noch heute, Donnerstag, trete der Aufsichtsrat zusammen, um über eine Offerte in Höhe von 13,5 Mrd. Dollar für den viertgrößten indischen Provider Hutchison Essar zu beraten, berichtet die Financial Times, ohne allerdings Quellen zu nennen. Ein Angebot könnte einen Bieterkampf mit Reliance Communications auslösen. Der zweitgrößte indische Mobilfunkanbieter ist ebenfalls an einer Übernahme interessiert, schreibt das Blatt.

Der geplante Schritt auf den indischen Subkontinent spiegelt Vodafones Willen wider, die zurückgehenden Umsatzzuwächse auf dem europäischen Markt durch Zukäufe in Wachstumsmärkten anzukurbeln. Konzernchef Arun Sarin hat jedenfalls sein Interesse an ausgewählten Akquisitionen geäußert. Das Portfolio in wachstumsschwachen Märkten mistet Vodafone dagegen kräftig aus. Nachdem der Konzern Ende August seine 25-prozentige Beteiligung am belgischen Mobilfunkprovider Proximus verkauft hat, kündigte Vodafone erst am Dienstag an, den 25-Prozent-Anteil an Swisscom Mobile abstoßen zu wollen. Der Markt honoriere die Bemühungen Vodafones, was am Aufwärtskurs der Aktie in den vergangenen Wochen abzulesen sei, so Erste-Bank-Analyst Rene Jürgen Ulamec im pressetext-Gespräch.

Vodafone steht zumindest mit einem Bein schon auf dem indischen Markt. Im Oktober 2005 hatte sich Vodafone mit zehn Prozent bei Bharti Airtel eingekauft und dafür umgerechnet knapp 1,2 Mrd. Euro auf den Tisch gelegt. Falls der Konzern bei Hutchison Essar erfolgreich sein sollte, müsste er diesen Anteil allerdings verkaufen. Die strikten Eigentumsbestimmungen für ausländische Unternehmen in Indien erlauben Vodafone ohnehin nur die Kontrolle über 74 Prozent der Anteil von Hutchison Essar. Die verbleibenden Anteile müssten entweder an die Börse oder an ein befreundetes Unternehmen abgegeben werden, schreibt die Financial Times. Hutchison Essar gehört zu 67 Prozent der GSM-Tochter des Hongkonger Industrie-Konglomerats Hutchison Whampoa. 33 Prozent kontrolliert der indische Mischkonzern Essar.

Dass Vodafone gerade Indien stärker ins Rampenlicht rückt, dürfte kaum verwundern. In den vergangenen Monaten hat sich der Subkontinent zum am schnellsten wachsenden Mobilfunkmarkt der Welt gemausert. Allein im Oktober verzeichnete Indien 6,7 Mio. neue Mobilfunkuser und kann damit auf insgesamt 136 Mio. Handynutzer verweisen. Damit ist die Durchdringungsrate noch vergleichsweise gering. So telefonieren bereits 449 Mio. Chinesen via Handy. Im vergangenen Monate konnten 5,9 Mio. neue User hinzugewonnen werden.

(Quelle: pte