Lebensversicherung verkaufen

Hier kannst du sonst alles loswerden, was dich bedrückt.

Moderatoren: Matula, jxj, brus

Antworten
olly
Foren-Mitglied
Beiträge: 21
Registriert: 14.10.2013, 20:22

Lebensversicherung verkaufen

Beitrag von olly » 03.04.2014, 18:18

Hallo,

ich stecke momentan ein wenig in Geldnot und habe daher in Erwägung gezogen meine Lebensversicherung zu verkaufen. Kann mir jemand vielleicht kurz erklären, wie ich dabei am besten vorgehe?

Benutzeravatar
Stefan
Moderator oder Gottheit !?
Beiträge: 8618
Registriert: 19.05.2004, 19:57

Re: Lebensversicherung verkaufen

Beitrag von Stefan » 03.04.2014, 20:43

olly hat geschrieben:Kann mir jemand vielleicht kurz erklären, wie ich dabei am besten vorgehe?
Naja, du gehst zur Anstalt, wo du die Versicherung abgeschlossen hast, machst eine vorzeitige Vertragsauflösung und bekommst den Rückkaufswert ausgezahlt.

Je nach Größe und Positionierung der Anstalt werden sie dir dann Alternativen wie Überbrückungskredit (besichert mit der Lebensversicherung) anbieten oder dir das Geld auszahlen.

Je nachdem, wann du die Lebensversicherung abgeschlossen hast, musst dir aber auch bewusst sein, dass du da deutlich weniger als die geleisteten Einzahlung zurück bekommst.

Grüße
Stefan

olly
Foren-Mitglied
Beiträge: 21
Registriert: 14.10.2013, 20:22

Beitrag von olly » 04.04.2014, 19:40

Hallo,

das habe ich mir schon gedacht, dass ich dabei leider einiges an Kapital verlieren werde. Deshalb habe ich jetzt aber auch ein wenig nach Alternativen gesucht und im Netz auf die Variante der Beleihung der Lebensversicherung gestoßen. Weißt du vielleicht, ob es da einen Haken gibt und ob das eventuell besser als ein Verkauf wäre?

Benutzeravatar
Stefan
Moderator oder Gottheit !?
Beiträge: 8618
Registriert: 19.05.2004, 19:57

Beitrag von Stefan » 04.04.2014, 21:53

olly hat geschrieben:... dass ich dabei leider einiges an Kapital verlieren werde.
Das ist nicht unbedingt gesagt.
Vereinfacht gesagt: Anlagen VOR 2008 sind spekulativer angelegt gewesen und die Kapitalgarantie erst zu Laufzeitende gegeben (durch Rückversicherungen zu LZ-Ende abgesichert). Daher sind die "unterjährigen" Rückkaufswerte meist schlimm unter Einstand (20-40%).
Anlagen NACH 2008 mussten gesetzlich wesentlich konservativer gestaltet werden. Und da es nach 2008 eigentlich nur nach oben ging, sind die Rückkaufswerte dieser Anlage tendenziell sogar im Plus, was einen Rückkaufswert fast zum Einstand ermöglicht.
olly hat geschrieben: Deshalb habe ich jetzt aber auch ein wenig nach Alternativen gesucht und bin bei ...
Kurz: Von solchen Seiten halte ich GAR NICHTS!

Willst du eine kleine Beratung, dann lehne dich zurück und nimm dir etwas Zeit zum Lesen.

Ich fange mit dieser Internet-Seite an: Der Herr im Impressum betreibt min. 6 weitere Internetpräsenzen (Mathe24, Tiere Online, Finanznachrichten, etc.). Also entweder ist er eine Werbeagentur --- dann hat er aber überhaupt NICHTS im Impressum als quasi Verantwortlicher zu suchen --- oder es ist ein Geschäftsmann, der quer durch den Gemüsegarten Geschäfte betreibt. So oder so ist das schon leicht dubios und eine Registrierung bei "domaindiscount24" macht die Sache auch nicht seriöser - Sparen in aller Liebe ...

So, jetzt weist du nicht einmal, wer bei Streitigkeiten dein Vertragspartner ist bzw. in welchem Land der sitzt - bei deiner Hausbank ist das ganz klar und du kannst ohne Probleme den Konsumentenschutz einschalten --- wenn es zu Problemen kommen sollte ...

Nächster Punkt - Verkauf deiner Lebensversicherung: Wenn ich da (wiederum auf der Seite) "bis zu 115%" lese, dann bekomme ich ja einen Lachanfall! Beispiel: Die Lebensversicherung ist mit 100 garantiert, aber der Rückkaufswert unterperiodisch ist 60, dann zahlt dir diese Seite (wer auch immer dahintersteht) max. 69 ...

Also bei einem unterjährigen Verkauf von Garantie-Produkten (Anleihen, Bausparer, etc.) bewegt sich der Kurs mindestens um die 90-95%, wenn nicht sogar deutlich über 100%!
Ach ja und "Policedarlehen", dasselbe in grün: Besichert wird max. 60% des Rückkaufswertes (in meinem Beispiel also 35), aber wenn du nicht zahlen kannst, behalten die ihre 100. Und trotzdem zahlst du auch noch zusätzlich die banküblichen Kreditkosten, weil ja immer schlussendlich eine Bank dahintersteht! Nur zahlst du auch noch "Vermittlergebühren".

Verstehst du, was ich dir damit sagen will? Wenn du die Anlage wirklich belehnen/verkaufen wolltest, dann wollen die dich glauben lassen, dass bei denen alles gratis ist und du ein Bomben-Geschäft gemacht hast und in Wirklichkeit haben die dich abgezogen und angeschmiert!



Nun drängt sich die Frage auf, warum dann der Rückkaufswert so gering ist - einfach erklärt: Am Beginn der Anlage wird von dem Emittenten (= Bank, Anstalt, Institut, etc.) in der Höhe des garantierten Kapitals eine Gegenanlage (= Rückversicherung) abgeschlossen. Mit dem Rest (= erwartete Kapitalrendite) spekuliert der Emittent mit deinem Geld auf dein Risiko. Wenn du kurzfristig sagt, du brauchst das Geld, dann sagt der Emittent: 'Sorry, wir haben dein Geld verzockt'. Das ist der Rückkaufswert.
Aber keine Sorge, wenn du am Ende 5% Kapitalrendite bekommst, kannst du dir sicher sein, dass der Emittent noch einmal 5% dazuverdient hat. :lol:


Andere Frage: Hast du dir die Lebensversicherung von einem Freund aufschwatzen lassen, ganz ehrlich?
Ich habe nämlich den Eindruck.

Wenn ich dir etwas raten darf und das meine ich wirklich zu deinem Besten: Gehe mit all deinen finanziellen Sorgen UND dieser Lebensversicherung zu deiner Hausbank!
Die können dir ein Darlehen genauso um 4% anbieten und dieses mit deiner Lebensversicherung besichern. Und die können dich auch (unter gesetzlich gesicherten Vorgaben) beraten!

Ich sage dir ehrlich: Ich mag die Banken nicht mehr, weil sie mich alle enttäuscht haben (Ö, CH und D), aber sie sind noch immer das kleinere Übel --- Finanzberater (wie die verurteilte AWD) oder solche Internetfirmen sind noch viel schlimmer!


Also mein Fazit:
1. Erkundige dich über den Rückkaufswert deiner Lebensversicherung. Stelle diesen Rückkaufswert gegenüber deinen geleisteten Zahlungen. Wenn dieser Rückkaufswert deutlich unter 90% liegt, rate ich von einer Vertragsauflösung (oder Verkauf) ab.
2. Gehe zu deiner Hausbank und erkundige dich über ein Darlehen und dessen Kosten. Erzähle auch der Bank von der Lebensversicherung und frage, ob die als Besicherung taugt --- wenn der Bankberater urteil, dass sie Schrott ist, dann akzeptiere das auch.
3. Erkundige dich, ob es zu deiner Lebensversicherung andere Alternativen gibt. Lebensversicherungen kann man auch "prämienfrei stellen" lassen, wenn du monatlich bzw. jährlich einzahlst - im Falle, dass du deine Lebensversicherung prämienfrei stellen lassen kannst/willst/musst.

Und lass dich nicht entmutigen und fürchte dich nicht! Prüfe alles, aber das gute behalte (1.Thes.5,21).

Grüße
Stefan

ChristianWien
Moderator oder Gottheit !?
Beiträge: 747
Registriert: 07.05.2006, 12:19
Wohnort: Wien

Re: Lebensversicherung verkaufen

Beitrag von ChristianWien » 07.04.2014, 14:36

olly hat geschrieben:Hallo,

ich stecke momentan ein wenig in Geldnot und habe daher in Erwägung gezogen meine Lebensversicherung zu verkaufen. Kann mir jemand vielleicht kurz erklären, wie ich dabei am besten vorgehe?

Stefan hat es schon richtig beschrieben.
Grundsätzlich mußt du betrachten, wie lange deine Lebensversicherung schon bzw. noch läuft.
Wenn du sie erst vor ca. 1-2 Jahren abgeschlossen hast, dann wäre eine Kündigung eine mögliche Alternative, da dir hier nicht die gesamten Abschluß-, Vertriebs- und Bestandsprovisionen auf einmal, sondern nur aliquot angelastet werden dürfen.
Natürlich bekommst du auch dabei deutlich weniger heraus, als du eingezahlt hast, du bist dann aber die noch viele Jahre lange Bindung mit minimalster Rendite (= mickriger Garantiezins auf den Sparanteil) los.
Freiwillige Gewinnbeteiligungen brauchst du dir im heutigen Marktumfeld und Managementstil keine erwarten - vielmehr weitere Risiken, nämlich daß im Falle von potentiellen Zahlungsschwierigkeiten bzw. fallender Eigenkapitalausstattung seitens der Aufsichtsbehörde auch ein unbefristetes Auszahlungsverbot erlassen werden kann und du dann irgendwann später u.U. auch nur mehr gerade mal deine eingezahlten (Spar-)Beiträge ohne jegliche Zinsen ausbezahlt bekommen kannst.

Wenn der Vertrag aber schon länger läuft bzw. bald auszahlungsreif ist, wäre eine Prämienfreistellung die bessere Alternative.
Eine andere Möglichkeit wäre, den Vertrag bei einer Bank zu beleihen, was natürlich auch zusätzliche Kosten verursacht.

Vom Verkaufen über die mehr oder weniger dubiosen Versicherungsaufkäufer würde ich dringend abraten.
Da ist der Schmäh meist folgender, daß du zwar ein (scheinbar) gutes Angebot deutlich über dem offiziellen Rückkaufwert der Versicherung bekommst, dieses aber i.d.R. nicht auf einmal, sondern in mehreren (Jahres-)Raten ausbezahlt werden soll.
Die erste Rate bekommst du dabei üblicherweise auch, allerdings gehen solche Aufkäufer dann häufig pleite oder verschwinden ganz einfach spurlos und du wartest auf deine noch offenen Raten vergebens.
Du bist dann sowohl deinen Vertrag los und hast dafür auch nur einen Bruchteil des offiziellen Rückkaufwertes bekommen.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 21 Gäste