Italien & Steuer

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Wowo
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Italien & Steuer

Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 20:03

Ich werde kommenden Monat ein Konzert in Italien geben.

Nun wurde vom Veranstalter nebst curriculum vitae eine sogenannte "scheda fiscale" von mir verlangt. Meine Kollegin aus Bonn - mit der ich dort spielen werde und die schon oft in Italien auftrat- sagte mir, es handle sich um eine Art Steuererklärung. In Deutschland gibt es hierfür vorgedruckte Formulare.
Ich fragte Kollegen hier, Italiener u.a., niemand kennt den Ausdruck "scheda fiscale".

Meine Kollegin aus Bonn verwies mich auf www.drv-bund.de
Dort machte sie die Prozedur immer. Ich rief in Berlin an, mir wurde gesagt, dass für mich die Behörden in Österreich zuständig wären.

AN WEN SOLL ICH MICH WENDEN?

So unerheblich ist es auf wieder nicht. In Italien werden von der Gage gleich direkt 30% abgezogen, ohne Vorlegen der "scheda fiscale" können es 45% sein, die abgezogen werden. Darauf will ich es nicht ankommen lassen.

Bitte um Rat, danke.

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Beitrag von jxj » 08.08.2011, 20:51

Vielleicht mal an deine zuständige Kammer oder "Verein" wenden.

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Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 20:53

Was ist meine Kammer?

Azby
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Beitrag von Azby » 08.08.2011, 21:01

Es handelt sich dabei offensichtlich um einen Steuerabzug, den dein italienischer Auftraggeber bei in Italien beschränkt Einkommensteuerpflichtigen vornehmen muss - eine solche Regelung gibt es in Österreich gemäß § 99 EStG auch für in Österreich beschränkt Einkommensteuerpflichtige.
Nach Art. 17 Abs. 1 Doppelbesteuerungsabkommen Österreich-Italien hat Italien das Besteuerungsrecht für die Einkünfte, die du als in Österreich ansässiger Künstler (zB Musiker) durch deine künstlerische Tätigkeit in Italien generierst.
Nähere Auskünfte, insbesondere zur Vorgehensweise kann dir aber sicher dein Wohnsitzfinanzamt geben.

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Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 21:07

Meine Bonner Kollegin meinte, es handle sich hierbei um eine Art Unfallversicherung.

Wenn es um Steuer ginge, wozu dann das Formular vom Rentenverband?

und nochmals: Die 30% Steuer werden in Italien(!) sofort von der Gage abgezogen.

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Beitrag von Azby » 08.08.2011, 21:17

Wowo hat geschrieben:Meine Bonner Kollegin meinte, es handle sich hierbei um eine Art Unfallversicherung.

Wenn es um Steuer ginge, wozu dann das Formular vom Rentenverband?

und nochmals: Die 30% Steuer werden in Italien(!) sofort von der Gage abgezogen.
Jetzt widersprichst du dir aber selbst.
Zuerst sagst du, es kann sich nicht um Steuer handeln, dann sagst du, die 30% Steuer werden abgezogen. ;)

Es handelt sich wohl um eine Steuer.
Ich kann zwar kein Italienisch, dass "fiscale" etwas mit dem Fiskus, also mit der Steuer zu tun hat, müsste aber jedem einleuchten.
Dass die Abzugsteuer direkt von der Gage abgezogen wird ist nur konsequent, oder soll der italienische Fiskus darauf warten, dass du dich freiwillig meldest und ihnen das Geld überweist? In Österreich ist es nicht anders. Hier werden bei beschränkt Steuerpflichtigen (also Leute, die in Österreich weder ihren Wohnsitz noch ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben) auch sofort 20% von den inländischen Einkünften als Einkommensteuer abgezogen. Es liegt dann am Steuerpflichtigen, beim zuständigen Finanzamt eine Steuererklärung für das Veranlagungsjahr abzugeben, bei der ihm dann die Abzugssteuer angerechnet und (teilweise) rückerstattet wird.
Da ich mich mit dem italienischen Steuerrecht nicht auskenne, kann ich dir aber nicht sagen, wie das in Italien abläuft, ich nehme aber an, dass es hier gewisse Parallelen gibt.

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Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 21:22

Warum stellt dann in Deutschland die Rentenversicherung das Formular aus?

Wo ist da die Logik?

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Beitrag von Azby » 08.08.2011, 21:27

Wowo hat geschrieben:Warum stellt dann in Deutschland die Rentenversicherung das Formular aus?

Wo ist da die Logik?
Warum wird in Österreich die AK-Umlage von den Krankenversicherungsträgern eingehoben?

Nicht alles ist immer logisch.

Selbst wenn, was hat eine deutsche Pensionsversicherungsgesellschaft/-anstalt mit einer italienischen Unfallversicherung zu tun? Und welche Unfallversicherung kostet 35% der Einkünfte?
Außerdem halte ich es für bedenklich, wenn du dir für einen Österreichisch-Italienischen Sachverhalt Beratung in Deutschland holst. Möglicherweise gelten im DBA Deutschland-Italien andere Bedingungen, als im DBA Österreich-Italien. Daher würde ich mich mal vertrauensvoll ans zuständige österreichische Finanzamt wenden, wenn du einen Steuerberater hast, wäre es natürlich auch kein Fehler, den mal zu kontaktieren.

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Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 21:29

Danke, Dr. Azby!

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Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 21:33

Ist es sinnvoll, sich ans Finanzamt zu wenden?

Dann steht man wohl unter Dauerbeobachtung, right?

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Beitrag von Azby » 08.08.2011, 21:43

Wowo hat geschrieben:Ist es sinnvoll, sich ans Finanzamt zu wenden?

Dann steht man wohl unter Dauerbeobachtung, right?
Du musst bei einer (telefonischen) Anfrage ja deine Personalien nicht angeben.
Dessen ungeachtet kommt es natürlich drauf an. Wenn du dort "persönlich vorsprichst" und dich erkundigst und dem Finanzamt scheint zu deiner Person keine Information über freiberufliche Tätigkeiten auf, könnte natürlich der Verdacht entstehen, dass du in Österreich steuerpflichtige Einkünfte nicht vorschriftsgemäß gemeldet hast, wenn du plötzlich "international" tätig wirst. Wenn du aber andererseits deine steuer- und sozialversicherungspflichtigen Einkünfte immer ordnungsgemäß gemeldet hast, sehe ich keinen Grund, warum das Finanzamt skeptisch werden und dich beobachten sollte.
Im Gegenteil sollte es mMn eher ein positives Zeichen sein, wenn sich ein Steuerpflichtiger erkundigt, wie er an einen solchen Sachverhalt richtig rangehen soll, bevor er was "falsch" macht.

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Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 21:51

Ich bezweifle immer noch, dass es etwas mit der Finanz HIER BEI UNS zu tun hat.

Schließlich verlangt ja der Veranstalter in Italien die Vorlage der "scheda fiscale" und nicht eine Behörde hier.

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brus
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Re: Italien & Steuer

Beitrag von brus » 08.08.2011, 22:09

Wowo hat geschrieben:Nun wurde vom Veranstalter nebst curriculum vitae eine sogenannte "scheda fiscale" von mir verlangt.
AN WEN SOLL ICH MICH WENDEN?
So ein "scheda fiscale" Formular wurde auch verlangt als ich mir eine italienische TIM SIM kaufen wollte.
Man registriert sich entweder unter Facebook oder Docstoc und lädt sich dieses Formular ganz einfach im Internet runter. Zum Beispiel unter
http://www.docstoc.com/docs/38378751/SC ... E-TAX-FORM
Grüße
Gerhard

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Beitrag von Wowo » 08.08.2011, 22:14

Danke, Brus!

Als du eine SIM-Karte(!!!!!!!!!!!!!!) kaufen wolltest?

Man würde ja fast meinen, Italien wäre finanziell das genauste/seriöseste Land der Erde...

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Beitrag von Azby » 08.08.2011, 22:22

Wowo hat geschrieben:Ich bezweifle immer noch, dass es etwas mit der Finanz HIER BEI UNS zu tun hat.
Das hat ja auch keiner behauptet. Aber das österreichische Finanzamt wird noch am ehesten Informationen dazu haben, wie du hier vorgehen kannst. Zwar bin ich mir auch nicht sicher, ob sie dir weiter helfen können, eine andere Behörde/Organisation, die dir jetzt, hier in Österreich, nähere Informationen geben könnte, fällt mir aber auch nicht ein und da fragen nichts kostet, würde ich es mal probieren.

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