ozirf hat geschrieben:sprich vielleicht 50 Jahre nur Miete zahlt, zahlt man die Wohnung vielleicht mehrer male ab, ohne dass sie einem dann gehört.
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aber eine Eigentumswohnung zu kaufen, kann doch nicht so schlecht sein oder?
Also das mit "Eigentum statt Miete" ist ein guter Werbeschmäh, sorry!
Natürlich ist schon etwas Wahres dran, ABER nur, wenn man es sich OHNE Kredit leisten kann --- sonst verdienen NUR die anderen. In diesen 50 Jahren hättest du in einer doppelt so große Wohnung in Miete wohnen können und wenn du stirbst, ist es dir eh egal, ob du noch ein Vermögen einer ET-Wohnung besitzt oder stattdessen "nur" gut gelebt hast.
Aber was ich damit meine, ein Rechenbeispiel (Milchmädchenrechnung): Bei einer Mietwohnung (es gibt ein sehr ausgeprägtes Mieterschutzgesetz) muss der Vermieter inzwischen alle Instandhaltungen UND auch tlw. die Wohnungssanierung übernehmen - die BK bleiben in etwa gleich. Die m²-Miete (abhängig von der Lage) kann durchwegs weit unter € 5,- liegen, auf 20 Jahre also € 1.200,-/m²
Demgegenüber steht ein Wohnbaukredit: Wenn wir nun brutto 5% (3% + 2% Nebenkosten) für € 146.000,- annehmen, wären das im Jahr € 7.300,- Zinsen, auf 20 Jahre dann (ohne Zinseszins) € 146.000,- --- bei 80m² wären das dann 1.825,-/m² UND dann hast du ja auch noch die Instandhaltungskosten zu zahlen, die dann mit durchaus € 150,- [Anm.: € 50,- monatlich für 80m²] aufgeschlagen werden können, also ges. € 1.975.,-
Fazit: Ein so direkter, krasser Vergleich zeigt mal, dass die Amortisation bei knapp 35 Jahren liegt - bei längeren Finanzierungen wird das Verhältnis in Relation noch schlechter: Also bei 40 Jahre würde sich eine ET wohl niemals amortisieren!
Und von der geminderten Lebensqualität durch die höhere monatliche Belastung bei einer fremdfinanzierten ET-Wohnung (du hast in 20 Jahren auf € 58.000,- verzichtet) spreche ich schon mal gar nicht.
Auch die "Probleme" von ET-Wohnungen gibt es in Miete nicht, da kannst du sprichwörtlich kaputt machen, was du willst, du wirst es nicht zahlen müssen (auch wenn Hausverwaltungen mit Anhebung der BK drohen, rechtlich ist das nicht zulässig), bei der ET-Wohnung zahlst du sehr wohl ALLES.
Also die Institutionen, die "Eigentum statt Miete" bewerben, sind sicher keine Samariter, das ist knallhartes Geschäft.
Und nun weiter: nach frühestens 35 Jahren hast du nun eine amortisierte ET-Wohnung, die dann so richtig teuer sanierungsbedürftig wird: Die vermeintliche Ersparnis zur Mietwohnung fällt plötzlich weg, weil das Sanierungsdarlehen monatlich so zuschlägt. Dann willst du sie verkaufen und endlich Cash haben, um die letzten Jahre schön leben zu können --- was passiert: So eine alte Wohnung will keiner haben, also entweder verschleuderst du sie um 80, 90.000,- und zahlst neben den 146tsd Zinsen noch einmal 50tsd drauf, oder du lebst mit den monatlich hohen Belastungen ...
Auf das "Eigentum" wirst du nie mehr in Cash in völler Höhe zurückgreifen können (also was machst du damit - angeben!?) und hast dafür ein Leben mit Entbehrung gelebt ...
So, jetzt habe ich es einmal so richtig schirch vorgemacht, aber tendenziell gehts in diese Richtung.
Nicht viel anders sieht es aus, wenn du die 146tsd in Cash hast: Legst du das Geld in einer Wohnbauanleihe an (dzt. 3,7% netto), dann bekommst du monatlich etwa € 450,- Zinsen. Mit diesem Geld kannst du dir schön die Miete leisten und die BK zahlst du so oder so. Andersrum gesagt: Das Geld ist in einer ET nicht gut veranlagt, ich würde aus dem Bauch heraus mit 2% rechnen...
Noch dazu ist dein Geld bei dieser Variante immer in Cash in voller Höhe verfügbar und du kannst jederzeit umziehen, wann und wohnin du willst.
Also so viel einmal aus der finanziellen Sicht.
Klar sagt man oft: Na gut, bei einer ET-Wohnung kann ich nicht gekündigt werden, ich kann dort Umbauten vornehemen, etc. aber ganz ehrlich: Wohnung ist Wohnung und wenn ich die Wahl habe, dann bin ich inzwischen bei "Miete statt ET-Wohnung".
Zum Schluss noch die große Frage: Warum gibt es dann heutzutage immer mehr ET-Wohnungen!? Ganz einfach: Die ganzen Leute mit Kapital sind draufgekommen, dass bei Miete der Eigentümer ziemlich schlecht aussteigt, im Vergleich zu Kapitalanlagen.
So, was macht man: So lange und so viel Geld in die Werbetrommel investieren, bis man das dumme Fußvolk davon überzeugt hat, sie müssen sich eine ET-Wohnung leisten. Damit bekommen der (Mietwohnung-)Eigentümer (oft auch Banken) sein Geld heraus UND kann über Kredite gleich noch mehr Geld machen - sein Geld also wesentlich besser "arbeiten" lassen.
So siehts aus in der großen, bösen Welt.
Grüße
Stefan