Rechnung

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Azby
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Beitrag von Azby » 16.08.2010, 11:51

Wowo hat geschrieben:Den Vergleich zwischen einer Firma, die Millionen an Kunden ihr eigen nennen darf, ebensoviel an Währung monatlich erhält und ergo nicht darauf angewiesen ist, ob meine 30 Euro am 20. August oder am 26. August einlangen, und einem Arbeitnehmer, bei dem es um eine niedrige vierstellige Summe monatlich geht, kann ich nicht nachvollziehen.
Das kann ich sehr wohl.
Zwar hast du Recht wenn du sagst, dass ein (durchschnittlicher) Arbeitnehmer von einem Arbeitgeber und dessen Gehaltszahlungen abhängig ist und ein TK-Unternehmen nur von der Summe der Millionen Kunden, nichts desto trotz kommt es rechtlich gesehen auf's gleiche raus. Fälligkeit ist Fälligkeit. Hältst du dich nicht daran, kannst du dich mit Mahnspesen und dergleichen wie du selbst erkannt hast, stark verkühlen.
Nachdem ich nicht davon ausgehe, dass du auf deinem Konto einen Habenzinssatz hast, der es rechtfertigt, bei solchen Beträgen auf Zinseffekte zu hoffen, verstehe ich auch nicht deine Einstellung, so lange wie möglich mit der Zahlung zu warten, zumal du mit der eigenen Einzahlung mittels Zahlschein ohnehin sämtliche Zinsgewinne durch die Zahlscheingebühr aufschlingst. Da hab ich lieber meine Einzugsermächtigung, wo der Betrag bei Fälligkeit automatisch eingezogen wird. Da musst du nur auf ausreichende Deckung achten, was bei der manuellen Einzahlung nicht anders ist - nur hast du dort eben zusätzlichen Aufwand und die Erlagscheingebühr.

ChristianWien
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Beitrag von ChristianWien » 16.08.2010, 17:10

@Stefan
TK-Betreiber bekommen ja die Grundgebühr im Voraus gezahlt, was bei einem Angestellten nicht der Fall ist.
Deine (über das Freivolumen hinausgehenden) konsumierten Dienste werden jedoch klarerweise im Nachhinein berechnet.
Für mich sind jegliche Art "Rückstände" sowas wie "Ehrenschulden" - außerdem möchte ich mir persönlich nicht nachsagen lassen, dass ich eine schlechte Zahlungsmoral habe.
Volle Zustimmung.
Wenn ich etwas genutzt/gekauft bzw. eine korrekte Leistung bekommen habe, dann muß ich auch vereinbarungsgemäß dafür bezahlen.
Und ein "Mißverständnis" möchte ich auch noch aus dem Weg räumen: Es ist bei Leibe keine "Aufwands- und Kostenersparnis" kostenlos zu mahnen. Ganz im Gegenteil, es wäre viel günstiger/einfacher, die offenen Beträge sofort einem Inkasso-Büro zu übertragen.
Naja, das würde ich doch sehr bezweifeln:
Wenn du den Weg über ein Inkassobüro nimmst, dann macht dieses seine Arbeit doch auch nicht gratis.
Entweder kommst du mittels "Factoring" schnell an dein Geld, allerdings nur mit einem mehr oder weniger großen Abschlag, mit dem das Inkassobüro seinen Aufwand und das Risiko deckt.
Der andere Weg geht über Anwalt (od. interne Rechtsabteilung) und Gericht.
Der Aufwand dafür samt Gerichtskosten etc. will aber auch erst einmal finanziert sein.
Da sind die üblichen 1-2 Mahnungen (ggf. mit Mahnspesen) sicher billiger und administrativ einfacher.

Für Privatkunden in Ö gibt es noch kein Rating wie es in D die Schufa macht
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Es hat der KSV von 1870 (dem österreichischen Pendant zur Schufa) meines Wissens nach keinen mit der deutschen Schufa vergleichbaren Score, doch führt dieser u.a. diverse Datenbanken über Kreditvolumen, Zahlungsverhalten und Negativmerkmale von Privatkunden.
Weiters gibt es auch eine Reihe verschiedener, spezialisierter Wirtschaftsauskunfteien wie z.B. Deltavista, wo es sehr wohl ein Scoring gibt.
Nach welchen Kriterien dieses erfolgt, wird jedoch nicht auf der Website veröffentlicht und kann wohl nur im Rahmen einer Selbstauskunft überprüft werden.
Ich gehe aber davon aus, daß die Berechnungsmodalitäten sich an der deutschen Schufa orientieren werden.



@Wowo
guter Kunde = erhält keine Mahnung
Falsch.
Ein guter Kunde ist ein immer pünktlich zahlender Kunde und wenn dieser nach vielen Jahren ausnahmsweise einmal eine Rechnung irrtümlich nicht zeitgerecht zahlt, dann bekommt er deswegen eben nicht sofort eine Mahnung.
Eigentlich sollten die besten Kunden ja die sein, die immer brav die Mahnungen zahlen.
Genauso falsch.
Die besten Kunden zahlen ebenfalls pünktlich.
schlechter Kunde = schon oder oft welche erhalten
Richtig.
Diese zahlen meist notorisch zu spät und haben dann oft auch noch die Frechheit, sich über die Verrechnung von Mahngebühren zu beschweren bzw. hoffen, daß das Unternehmen diese ausbucht und nicht aktiv betreibt, wenn sie "großzügigerweise" nur den längst überfälligen Rechnungsbetrag zahlen.



@Azby
Nachdem ich nicht davon ausgehe, dass du auf deinem Konto einen Habenzinssatz hast, der es rechtfertigt, bei solchen Beträgen auf Zinseffekte zu hoffen, verstehe ich auch nicht deine Einstellung, ...
Richtig erkannt.
Deshalb sehe ich auch keinen Sinn darin, justament notorisch Rechnungen erst nach der Fälligkeit zu zahlen.
Irgendwie ist es wohl vergleichbar mit jenen Autofahrern, die zwar wissen, wo üblicherweise Radarboxen bzw. Meßwagen stehen und trotzdem schneller fahren, weil sie die (dank Digitaltechnik immer geringer werdenden) Toleranzen ausreizen/testen wollen bzw. glauben, einen Rechtsanspruch auf eine (über die Meßtoleranz hinausgehende) großzügige Toleranz zu haben.
Und wenn dann das Knöllchen kommt, dann ist man natürlich nicht selber schuld und es wird auf die bösen Abzocker geschimpft.

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Stefan
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Beitrag von Stefan » 16.08.2010, 21:09

ChristianWien hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Es ist bei Leibe keine "Aufwands- und Kostenersparnis" kostenlos zu mahnen.
Naja, das würde ich doch sehr bezweifeln:
...
Du übersiehst, dass Inkassobüros genauso Kosten verursachen wie die eigene Rechtsabteilung.
Auch das Ausfallrisiko (Agio, Factoring, etc.) ist vergleichbar und Gerichtsprozesse ohnehin mit Rechtschutzversicherungen abgedeckt.
Selbst die Angestellten in der Buchhaltung kosten (enorm) Geld und eine Forderung, die einmal abgetreten ist, ist abgetreten --- da kann der Kunde nicht einfach mehr sagen, dass er die zusätzlichen Inkasso-Kosten einfach nicht zahlt; das müsste er dann mit dem Inkasso-Büro abklären. Das ist noch ein Vorteil, warum es günstiger ist, die Forderung außer Haus zu haben: Die Hotline spart sich die stundenlangen Diskussionen mit den (meist uneinsichtigen) Kunden.
Nochdazu kommt, dass das Geld ja nicht schneller gezahlt wird, egal ob es selbst betrieben oder abgegeben wird.


Ad Rating: Welches Rating-System die Schufa hat, weiß ich nicht. Ich kenne es nur bei Unternehmen und der KSV ist nicht die einzige Kreditschutzversicherung. Aber vom Prinzip ist jedes Rating gleich: Eine nichtsahnende Person holt sich eine Selbstauskunft und denkt, dass mit einem "guten Befriedigend" alles i.O. ist. In Wirklichkeit bist du mit so einem Rating nicht mehr kreditwürdig ...
ChristianWien hat geschrieben:Irgendwie ist es wohl vergleichbar mit jenen Autofahrern, die zwar wissen, wo üblicherweise Radarboxen bzw. Meßwagen stehen und trotzdem ...
Bevor ich die längeren Strecken mit dem Zug gefahren bin, habe ich etwa 40.000 km im Jahr gespult.
Ich glaube, ich habe auf 60.000 km je eine Radarstrafe bekommen und bin auch der typische - von dir beschriebene - Fall, bspw.: 23 Uhr und beim 100er auf leerer Autobahn mit 112km/h geblitzt...
Oder das Beste: In D abends bei 100 mit 106km/h geblitzt [Anm.: War ein "Geschwindigkeitstrichter" vor einem Tunell, wo man eben mit - von mir aus - 200 ankommt] und ein Schreiben von € 10,- bekommen - Schwachsinn hat sich manifestiert ...
Meistens "passiert" mir das im Ausland, wo ich inzwischen weiß, dass diese geringen Strafen nicht verfolgt werden.
ABER: Nach inzwischen sicher 0,5 Mio km auf der Straße kann ich dir viele Dinge erzählen, besonders von der "Sinnhaftigkeit" mancher Geschw.-Kontrollen oder generell von Geschw.-Begrenzungen. Ebenso von selbsternannten "Hobbypolizisten", die lt. Navi mit 5 km/h unter erlaubter Höchstgeschw. die Überholspur blockieren, gegen das Rechtsfahrgebot verstossen und zu allem Überfluss irrsinnig aggressiv werden (Lichthupe, danach die zul. Geschw. stark überschreiten und dicht auffahren, etc.), wenn sie rechts überholt werden --- Ich selbst habe "gelernt", dass Lichthupe, dicht auffahren und dergleichen sowieso keinen Sinn hat und unterlasse es daher von Anbeginn und nutze lieber das "Überraschungsmoment" ...

Es würde jetzt den Rahmen sprengen, aber Radarstrafen und Zahlungsfristen von bereits bezogenen Leistungen haben für mich genau überhaupt gar nichts gemein...

Grüße
Stefan

Wowo
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Beitrag von Wowo » 17.08.2010, 12:56

Wenn die lieben Firmen bei uns Kundenprobleme wie in Japan raschestmöglich lösten, dann wäre ich der Erste, der Zahlungseingänge noch VOR der Fälligkeit verlangen würde.

Wowo
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Beitrag von Wowo » 17.08.2010, 14:27

Hat ein Staat keine andren Probleme, als Kunden zu klassifizieren?

Wieviele Kunden gibt es, bei denen ein Zahlungsverzug nichts mit schlechter Moral zu tun hat? Abertausende...

Künstler, die einfach in einer andren Welt leben.

Der ehemalige Weltbankpräsident musste sich vor Jahren beim Besuch des Bazars in Istanbul 100 € ausleihen.
Was für ein schlechter Kunde... :lol:

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Stefan
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Beitrag von Stefan » 17.08.2010, 14:55

Wowo hat geschrieben:Hat ein Staat keine andren Probleme, als Kunden zu klassifizieren?
Das macht ja nicht der Staat sondern im Endeffekt die Banken.
Und welches Verständnis die von Wirtschaft, Risiken und Zahlungsmoral haben, konnten sie ja in der Wirtschaftskrise eindrucksvoll unter Beweis stellen ...

Grüße
Stefan

ChristianWien
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Beitrag von ChristianWien » 17.08.2010, 15:02

@Wowo
Hat ein Staat keine andren Probleme, als Kunden zu klassifizieren?
Der Staat klassifiziert niemanden.
Schufa & Co sind keine staatlichen, sondern nur genehmigte Firmen mit dem Zweck, daß Interessierte/Berechtigte vor und auch während einer Geschäftsbeziehung sich über die Bonität und das Ausfallrisiko sowie über bisherige Auffälligkeiten des Kunden/Vertragspartners informieren können.
Schließlich treten Unternehmen gegenüber ihrem potentiellen Kunden in Vorleistung bzw. gewähren diesem Kredite und haben daher Interesse, daß sie auch die vereinbarten Zahlungen rechtzeitig erhalten.

Das geht auch aus den Namen/Firmenbezeichnungen der wichtigsten Auskunftsdienste hervor:
Schufa steht für "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung", KSV für "Kreditschutzverband von 1870".

Der Staat hingegen kommt üblicherweise (natürlich gibt es auch Ausnahmen) leichter an sein Geld - insbesondere bei Privatpersonen.
Wenn du dem Finanzamt etwas schuldig bist, brauchst du nicht lange auf Mahnung und Vollstreckungsmaßnahmen warten, wenn du nicht fälligkeitsgemäß zahlst.
Firmen schaffen es bei "geschickter" Gestaltung hingegen durchaus, daß Finanzamt und Sozialversicherungen im Konkursfall leer ausgehen.

Wieviele Kunden gibt es, bei denen ein Zahlungsverzug nichts mit schlechter Moral zu tun hat? Abertausende...

Künstler, die einfach in einer andren Welt leben.
Das kann und darf mir als Gläubiger aber egal sein.
Mit deiner Argumentation müßtest du es auch akzeptabel finden, wenn dein Chef sich als "Künstler, der in einer anderen Welt lebt" sieht und dir dein Gehalt nach persönlichem Gutdünken gnädigerweise irgendwann einmal weit nach Fälligkeit überweist.

Der ehemalige Weltbankpräsident musste sich vor Jahren beim Besuch des Bazars in Istanbul 100 € ausleihen.
Dein Vergleich hinkt aber gewaltig.
Das Ausleihen erfolgte bei einem Überraschungsbesuch im Basar bei seinen Leibwächtern und ist vergleichbar, wenn du dir bei deiner Frau/Lebensgefährtin/Freund(in) etwas ausborgst, weil du gerade deine Geldbörse nicht dabei hast.
Übrigens hat er das Geld natürlich umgehend zurückgezahlt.

Wowo
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Beitrag von Wowo » 17.08.2010, 15:08

Immer mehr Menschen haben Schulden.

SCHUFA enttarnt solche Menschen.

Nur weiter so, dann werden die Firmen zu wenig Kunden haben, um zu existieren.

Und das wegen ein paar Tagen Zahlungsverzug. bravo.

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Stefan
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Beitrag von Stefan » 17.08.2010, 16:08

Wowo hat geschrieben:Nur weiter so, dann werden die Firmen zu wenig Kunden haben, um zu existieren.
Das Problem ist/war, dass sich immer mehr Menschen typische Konsumgüter (Musikanlage, LCD-TV, Notebook, Handy, ...) kaufen, die sie sich gar nicht leisten können.
Ich sage mal so: Diese Tatsache hat sicher nicht positiv zur Causa "Quelle-Versand" beigetragen.

Die Frage ist jetzt nur: Hat es einen Sinn, wenn die Firma ohnehin nicht exisitieren kann, dass manche Leute dafür sogar noch "belohnt" werden, indem sie Dinge bekommen, die sie sich nicht leisten können ... !?!?
Wowo hat geschrieben:Und das wegen ein paar Tagen Zahlungsverzug. bravo.
Ganz so schlimm ist es nicht bzw. es gibt dann eben "Methoden", dem entgegenzusteuern: Leute mit schlechtem Rating müssen einfach "Kautionen" leisten oder werden nur per Vorkassa bedient.
Im Unternehmensbereich gilt nun "Basel II", wo dann aufgrund eines erhöhten Ausfallrisikos die Bank dazu verpflichtet ist, höhere Rückstellungen zu bilden. Das wiederum schlägt sich auf einen höheren Kreditzins nieder --- eigentlich völlig paradox, weil gerade diese Unternehmen einen günstigeren Kredit bräuchten; in Kärnten galt das übrigends nicht. :wink:

Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem:
ChristianWien hat geschrieben:Schufa & Co sind keine staatlichen, sondern nur genehmigte Firmen mit dem Zweck, daß Interessierte/Berechtigte vor und auch während einer Geschäftsbeziehung sich über die Bonität und das Ausfallrisiko sowie über bisherige Auffälligkeiten des Kunden/Vertragspartners informieren können.
Das ist alles schön geschrieben, aber schlussendlich geht es nur mehr darum, dass im Interesse der Versicherungen möglichst schnell die schlechten Risiken aufgedeckt werden.
Dabei gilt der Grundsatz der "Rasterfahndung": Lieber ist das Netz zu feinmaschig und zuviele Fische im Netz, als ein oder zwei Konkurse tragen zu müssen.

In der Praxis sieht das ganze so aus: Unsere Kunden (langjährige Zulieferbetriebe der Ketten) werden mit vllt. € 10.000,- versichert, was im allerbesten Fall der Gegenwert einer einzigen Warenlieferung ist. Bei einem Zahlungsziel von durchschnittlich 45 Tagen kannst du in einer Saison praktisch 2 LKW (45-60 Tonnen) liefern, was für solche Unternehmen viel weniger als der Wochenbedarf ist ...

Die Interpretation des Versicherungsrahmen wäre: So ein Zulieferbetrieb befindet sich die letzten 10 Jahre kurz vor dem Konkurs, was natürlich völlig lächerlich ist --- und so könnte man auch keine Geschäfte machen, wenn man auf die Kreditschutzversicherungen hören würde.
Aber spätestens seit der Wirtschaftskrise sieht man, dass das ganze System dahinter ein Kasperl-Theater und Farce ist: Die Millarden werden leichtfertig verspekuliert und das alles auf Kosten der Privaten und Kleinunternehmen ...

Aber wir sehen wieder: Geld regiert die Welt ...

Grüße
Stefan

ChristianWien
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Beitrag von ChristianWien » 17.08.2010, 16:54

@Wowo
mmer mehr Menschen haben Schulden.

SCHUFA enttarnt solche Menschen.
Letzteres ist ja auch Sinn der Sache und auch wohl im Interesse der Firmen und ehrlichen Kunden, die ihren finanziellen Verpflichtungen korrekt nachkommen.

Warum sollen gerade jene belohnt werden, die glauben, mit Geld, das sie nicht haben, sich Dinge leisten zu müssen, die sie nicht wirklich brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen???

Das Grundübel ist nämlich heute, daß einerseits zu viele den Unterschied zwischen Preis und Wert nicht kennen und andererseits zu viele alles sofort haben wollen, sparen und eine ordentliche Finanzgebarung als altmodisch und nicht mehr nötig gesehen wird und es schon irgendwie gehen wird, weil sich doch Freunde, Kollegen, Nachbarn etc. das Gleiche doch (scheinbar) auch problemlos leisten können.

Nur weiter so, dann werden die Firmen zu wenig Kunden haben, um zu existieren.
Mit solchen Kunden können die Firmen noch weniger existieren.
Wenn eine Firma einen Kunden nicht akzeptiert, hat sie halt nichts verdient, hat aber dadurch auch nichts verloren.
Wenn du als Firma für einen Kunden etwas geliefert oder Dienstleistungen erbracht hast, dann fehlen dir diese Güter bzw. hast du Kosten und Vorleistungen für die Dienstleistungen gehabt.
Darauf kommen nochmals die Kosten für die Betreibung deiner Forderungen und ggf. das Ausbuchen, wenn sich dein Kunde als insolvent erweisen sollte.



@Stefan
Unsere Kunden (langjährige Zulieferbetriebe der Ketten) werden mit vllt. € 10.000,- versichert, ...
Sicher haben auch die Versicherungen ein Interesse an der Bonität ihrer Kunden, nur brauchen die dazu wohl kaum Schufa & Co.
Versicherungen haben bekanntlich ihre eigenen grenz- bzw. teils illegalen Dateien, wo sämtliche laufende, gekündigte und auch abgelehnte Verträge eines Kunden, Risiken, Kosten, Schadensfälle, Verdachtsmomente auf Betrug, erwiesenen Betrug, Bewertungen der jeweiligen Versicherung etc. gespeichert sind und die auch gegenseitig unter den Versicherungen ausgetauscht werden und somit jede Versicherung bestens über das Vorleben ihres potentiellen Neukunden Bescheid weiß.
Im Vergleich zu diesen Versicherungsdatenbanken sind Schufa & Co wohl geradezu harmlos bzw. "kindergartenmäßig".

Versicherungen wollen - da sie längst nicht mehr Vereine sondern Aktiengesellschaften sind - ihre Gewinne maximieren und das Geld statt an geschädigte Kunden viel mehr an das Top-Management und die Aktionäre ausschütten und sind daher nur an möglichst vielen "guten Kunden" (mit möglichst keinen oder geringen Schadensfällen) interessiert.
Als schlechtes Risiko wirst du abgelehnt, denn es herrscht schließlich (bis auf wenige Ausnahmen) Vertragsfreiheit.
Außerdem mußt du auf dem Versicherungsantrag angeben, ob Vorversicherungen bzw. Vorschäden bestanden haben und durch die internen Datenbanken ist es ein leichtes, die Kundenangaben nachzuprüfen.


Das Problem liegt wohl darin, daß Kreditschutzversicherungen bzw. Ausfallversicherungen natürlich nicht kostenlos sind.
Je höher die Versicherungssumme (und natürlich auch das Risiko), desto höher ist auch die Versicherungsprämie.
Da mußt du als Unternehmer dann abwägen, was dir auf Dauer billiger kommt oder ob es dir eine sinnvolle Versicherungssumme die Prämie wert ist.
Wenn die Versicherungssumme gerade mal 2 LKW-Ladungen mit dem Wochenbedarf deines Kunden entspricht, dann ist die Versicherung eigentlich sinnlos und du kannst dir die Prämie gleich sparen.

Das ist wie immer die idente Gratwanderung:
Man kann sich gegen alles versichern, nur kannst du dir dann die ganzen Versicherungen nicht mehr leisten und/oder hast dabei trotzdem noch etwas übersehen.
Und wenn man z.B. 20 Jahre lang Versicherungen zahlt, ohne einen großen, versicherten Schaden gehabt zu haben, dann ist das natürlich auch ein netter Batzen "verschenktes" Geld, das man ohne Versicherungen nun zusätzlich hätte.

Wowo
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Beitrag von Wowo » 17.08.2010, 20:38

Das Grundübel ist wohl, dass immer mehr Leute in den Ruin getrieben werden.

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Beitrag von Wowo » 17.08.2010, 20:41

@ Christian Wien


"Mit solchen Kunden können die Firmen noch weniger existieren."


Solche Kunden werden numerisch aber immer mehr.

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Beitrag von Stefan » 18.08.2010, 21:05

ChristianWien hat geschrieben:Wenn die Versicherungssumme gerade mal 2 LKW-Ladungen mit dem Wochenbedarf deines Kunden entspricht, dann ist die Versicherung eigentlich sinnlos und du kannst dir die Prämie gleich sparen.
Die Kreditschutzversicherung habe ich schon lange gekündigt --- die Daten waren noch "vor der Wirtschaftskrise" und ich befürchte, es ist nicht besser geworden...
Noch ein Satz zur Methodik der Versicherung: Es ist nicht möglich, nur schlechte Kunden zu versichern. Die Prämie wird u.a. nach dem Gesamtumsatz der Firma berechnet. Somit sind von der Prämie her (Hausnummer) € 200.000,- versichert, aber beim einzelnen (schlechten) Kunden werden nur € 10.000,- übernommen --- für die "guten Risiken" zahlt man die Prämie und die schlechten Risiken sind praktisch nicht versichert, so läuft das heutzutage ...

Generell zu den Versicherungen und Banken: Alle sind miteinander "verbandelt" und es ist ein einziger "Sumpf" geworden - somit weiß jeder von jedem alles.
Du brauchst nur zu verfolgen, dass jedes große Unternehmen inzwischen eine eigene Bank und Versicherungsanstalt führt, die wiederum bei anderen Großbanken rückversichert sind ...
Und die Banken, die nicht unmittelbar zusammengehören, bilden quasi ein (nicht nachweisbares) Kartell, wo die Daten entgegen der gesetzlichen Regelungen frisch-fröhlich ausgetauscht werden --- einmal "in der Branche" verschrien, wirst du bei keiner Bank mehr einen Kredit bekommen ...

Und selbst die Schufa ist nicht so unabhängig, wie sie sich gerne darstellt: Neben der "Banken-Interessensgemeinschaft" führen sie (mehr oder wenig verflochten) auch noch Marketingunternehmen, wo etliche (sozio-demographische, etc.) Daten erfasst werden: Wohngegend, soziales Umfeld, Reisegewohnheiten, Freizeitaktivitäten, etc.
Und jetzt kommt der Clou: Da "Stakeholder" (Anspruchspersonen) u.a. die Banken sind und sämtliche Daten "im Haus bleiben" und nicht an Dritte weitergegeben werden, können sämtliche Daten in einem "Gesamtbild" modelliert werden, was wiederum die Bonität des einzelnen Menschen stark beeinflusst. Bsp.: Wenn jemand einen guten Job hat, keine Schulden, aber trotzdem in einem billigen Viertel wohnt, dann ist diese Person tendenziell weniger kreditwürdig ...
Offiziell könnte ich wegen so einer Aussage nun wegen "Verleumdung" geklagt werden, weil alle Daten "natürlich" anonymisiert sind und der eine Geschäftszweig vom anderen nichts weiß, aber es gibt genug Indizien, dass dem eben nicht so ist ...


Also aus datenschutzrechtlicher Sicht ist die Schufa ein sehr dubioser Verein. Nachgewiesen wurde bislang noch nichts und bei Beschwerden hat sich die Schufa immer sehr kooperativ gezeigt und bspw. "unabsichtlich" gespeicherte alte Daten (die ein negatives Rating zur Folge hatte) sofort gelöscht ...

Und warum erzähle ich das alles von der D-Schufa, obwohl es auf Ö-Menschen keine Auswirkungen hat: Ich bin mir sicher, dass alle Institutionen (Banken, Versicherungen, Marketinginstitutionen der selbigen, etc.) genau so agieren.
Und speziell dann, wenn du Geld brauchst, bist du "Sklave" dieser Insitutionen.
ChristianWien hat geschrieben:Versicherungen wollen - da sie längst nicht mehr Vereine sondern Aktiengesellschaften sind - ihre Gewinne maximieren und das Geld statt an geschädigte Kunden viel mehr an das Top-Management und die Aktionäre ausschütten
Ich weis deine Aussage und dein Verständnis zu schätzen. Aber bei dieser Entwicklung in Richtung "Einbahnstrasse" können mich diese Institutionen gerne haben: Fürs Zahlen sind wir gut genug, für den Rest sind wir "unangenehmer Ballast" --- so nicht ...

Grüße
Stefan

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Beitrag von Stefan » 18.08.2010, 21:38

Wowo hat geschrieben:
ChristianWien hat geschrieben:Mit solchen Kunden können die Firmen noch weniger existieren.
Solche Kunden werden numerisch aber immer mehr.
Aber genau das ist genau das Problem: Immer mehr Leute geben Geld für (nicht werthältige) Konsumgüter heute aus, das sie erst morgen verdienen.

Genauso die Banken: Sie zahlen Renditen aus, die erst morgen erwirtschaftet werden (wenn überhaupt) - somit werden Manager auch schon dafür belohnt, wenn sie die (eigentlich vorhersehbaren) Verluste "bremsen" --- obwohl sie als Unternehmen den Bestimmungen des HGBs unterliegen und somit dem Gläubigerschutz entsprechend mit Vorsicht agieren müssten. Daher auch die vielen Prozesse in letzter Zeit, wo die Anwälte am meisten verdienen, aber die Gläubiger trotzdem leer ausgehen.

ABER die Banken und speziell deren Manager sowie dei Politik sitzen nunmal am langeren Ast.
Solang keiner den Mut hat, anders zu wählen, bleibt alles beim alten.

Es wäre schön, wenn mir die kommende Wien-Wahl zeigen würde, dass ich unrecht habe ...

Grüße
Stefan

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