suppa hat geschrieben:Vielleicht hast du das woanders ja mal ausgeführt, aber wie schlecht ist es denn Orange mit diesen Aktionen wirklich ergangen?
Das habe ich (und andere) in der Tat schon (in mehreren Threads) ausgeführt, aber dazu muss ich wieder etwas ausholen:
Der EU-Tarif wurde kurz nach dem "Rebranding" von Orange gelauncht. Ziel war es, die stagnierenden Kundenzahlen wieder zu pushen. Der Grund dafür: Mehr Kunden bedeutet einerseits mehr "Marktmacht" und mehr "Markenbekanntheit", andererseits ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch mehr Gespräche netzintern geführt werden, was für den Betreiber kostengünstiger abgewickelt werden kann. "Kostengünstig" bedeutet aber in erster Linie nur ein Vorteil für den Betreiber, weil der Kunde trotzdem teilweise "Fremdnetztarife" zahlen muss (bspw. von Orange zu Yesss) bzw. die Paketminuten "gleich teuer" abgerechnet werden, egal ob Fremdnetz oder netzintern.
Der EU-Tarif: Orange hat es auch auf "potente" Firmenkunden abgesehen. Diese Strategie wäre durchaus aufgegangen, daher waren auch t-mobile und A1 gezwungen, so einen Tarif einzuführen --- in dieser Hinsicht hast du recht, dass ohne Orange der EU-Tarif niemals bei den anderen Betreibern gekommen wäre, sondern es nur bei den EU-Optionen geblieben wäre.
Was ist nun passiert:
- Wie damals aus dieversen Beiträgen hervorging, erregte einmal der Tarif bei jenen Interesse, die bereits mittels Ö-Paket i.V.m. Einwahlnummern ins Ausland telefoniert hatten --- also genau die Leute, die ohnehin schon sehr preissensibel sind.
- Aufgrund der Grundgebühr i.H.v. € 25,- (€ 35,- bei A1) sind aber die Wenigtelefonierer "durch den Rost" gefallen: Ich selbst telefoniere nach wie vor um € 19,- GG unlimitert zu A1 und je 1.000min ins Festnetz und ins Wahlnetz Orange + Einwahnummer fürs Ausland; für mich gesamt die günstigste Lösung.
- "Business-Kunden" per se [Anm.: die ohnehin tendenziell bei A1 und t-mobile angesiedelt sind] hätten nur gewechselt, wenn A1 und t-mobile nicht reagiert hätten.
- Das bedeutete aber schon eine gewisse "Selbst-Selektion" der potentiellen Kunden, die eher mehr ins Ausland telefonieren und dafür nicht mehr zahlen wollten, als mittels Einwahlnummern zusätzlich angefallen wären.
Ich möchte dir mit fiktiven Zahlen veranschaulichen, was ich damit meine:
- Es hat jemand einen BigBob (€ 8,80) und telefoniert täglich mittels Einwahlnummer zu einem Partner in D
Var. 1: Dieser Partner hat Festnetz, ist aber dadurch nur abends dort erreichbar. Trotzdem würden 30min täglich nicht viel mehr als € 9,- monatlich bedeuten: Gesamtkosten etwa € 18,- / Monat --> Kaum ein Anreiz für einen EU-Tarif
Var. 2: Dieser Partner hat nur ein Handy, dadurch kosten selbst kurzgehaltene Gespräche von 10min täglich die Kleinigkeit von € 27,- zuzüglich der Grundgebühr von € 8,80 --> Gesamt € 35,80 UND großer Anreiz zu einem EU-Tarif
Es ist aber anzunehmen, dass die Person von Var. 2 mit einem EU-Tarif nun auch 30min täglich telefoniert, weil es ja in den Freiminuten inkludiert ist.
Somit fallen für Orange nun "Herstellungskosten" von geschätzten 10c/min nach D-Mobil an, auf 900min monatlich hochgerechnet ergibt das € 90,- minus € 25,- GG = € 65,- Reinverlust.
Der A1-Business-Kunde dagegen hat kontinuierlich seine 200min (€ 20,- Selbstkosten) und konnte seinen Zero5 + EU-Paket um € 47,- monatlich auf den EU-Tarif um € 35,- umstellen. Somit hat A1 statt € 27,- nur mehr € 15,- Gewinn gemacht.
Fazit: Orange hat als Wechselkunden von anderen Betreibern nur das "schlechte Risiko" erhalten und eine enorme Marge bei den eigenen Kunden verloren, die einen Tarifwechsel durchgeführt haben ...
Je länger sie den Tarif gefahren hätten, umso desaströser wäre es geworden.
Ich hoffe, du verstehst jetzt, was ich "mit guten und schlechten Kunden" meine ...
Grüße
Stefan