Tel. hat geschrieben:und mit den juden haben wir österreicher halt eine ganz problematische, gemeinsame geschichte, was uns zu besonderer vorsicht verpflichtet. im übrigen sind es ja immer noch die folgen des holocaust, die die tatsachen für die nahostpolitik geschaffen haben, die wiederum die heutige weltpolitik und deren konflikte ganz erheblich mitbestimmen.
Durch meine Affinität zu dieser Problematik und auch durch eine gewisse (geschäftliche) Nähe zu Israel, sei mir noch der eine oder andere Satz vergönnt.
Als wir damals Lieferanten-Besuche in Aschkelon oder dem Gebiet des Negev machen wollten, hat uns das Außenministerium in Israel dringend davon abgeraten, weil wenige Tage zuvor Bombenattentate verübt wurden - inzwischen gehen die Anschläge ja schon bis Ashdod (noch weiter ins Land). Irgendwie ein beklemmendes Gefühl, wenn man so mitten im Krieg steht, wo einem in Tel Aviv die halbwüchsigen Mädels und Jungen mit der geladenen Waffe entgegen kommen und dir die Leute mit einer gewissen Resignation erzählen, dass es eben immer wieder mal Zivilisten "erwischt"...
Da werden die österr. "Wehwechen" einfach schnell relativiert.
Aber solange wir nicht endlich die Vergangenheit "abstreifen" können und uns permanent für Vorfälle entschuldigen müssen, für die wir (2. und 3. Generation) nichts können - solange werden wir auch keine "Stimme in der Welt" bilden können, sondern für alle die "ewigwährenden, kleinen Schuldigen" bleiben.
Nicht dass ich Krieg gutheißen will, aber salopp formuliert, wenn die USA einen Krieg gegen den Terror führt, dann ist das schicklich. Wenn wir Europäer ähnliches machen
würden (Gott bewahre, dass wir tatsächliche unseren EU-vertraglichen Verpflichtungen nachkommen müssen, um unsere österr. Soldaten in den Krieg gegen Terror schicken zu müssen), dann ist das rassistisch oder die Fortführung des Nazionalsozialismus --- ich will mich hier aber deutlich von Boy's Definition von Rassismus abgrenzen
Im übrigen lehne ich die Nahost-Politik in dieser - mit Verlaub - kriecherischen Weise ab! Hier geht es rein um monetäre Interessen und nicht um wirkliche Lösungen. Wer die Zeit-Geschichte von Israel (speziell 1967) kennt, dem sollte die Ausgangssituation eigentlich klar sein. Für alle anderen eine ganz kleine Zusammenfassung: Die Palästinenser waren zwar nicht anerkannt, lebten aber gemeinsam mit den Israelis und hatten dort auch Hilfsarbeiter-Jobs. 1967 erklärten sie mit Unterstützung arabischer Ägypter den "Unabhängigkeitskrieg" mit dem Ergebnis, dass sie besiegt und vertrieben wurden und sowohl Land als auch Jobs verloren --- Jetzt haben sie gar nichts mehr, außer Haß und Frustration.
Und würde in Saudi-Arabien oder Irak nicht soviel Öl sein, gäbe es wahrscheinlich nicht einmal Nahost-Gespärche.
Aber ob Gespräche alleine genügen, wenn der Haß schon regelrecht weitervererbt wird und ein (Groß)Teil der Menschen arabischer Abstammung bereit ist, im Krieg zu sterben??? Glaube mir, da wartet in den nächsten Jahren noch einiges auf uns --- auf einmal bekommt das Wort "Neutralität" (die es in Ö durch den EU-Vertrag defakto nicht mehr gibt) eine ganz neue Bedeutung... Die kleine Schweiz agiert da in ihrer nicht-EU-Linie mMn viel "weltmännischer" und raffinierter, da sie durch vielen WTO-Abkommen trotzdem den Freihandel (Ware und Personen) forciert, ohne ihre "Unabhängigkeit" zu verlieren...
Mir ist schon klar, dass meine Auführungen den "alltäglichen Horizont" des österr. Otto-Normalverbrauchers sprengt, aber die Weltpolitik ist mMn zu "groß" und wichtig, als dass wir uns mit AK- und ÖGB-Geplänkel aufhalten, sowas muss "nebenher" passieren, aber darf nicht 90% der politischen Arbeit bedeuten...
Grüße
Stefan